Gunnar Schade – Satire-Blog Über Gunnar Schade

03.09.2021

Ihr, Medien, habt in den letzten Tagen solche Schlagzeilen herausposaunt wie „Vermögenssteuer schadet Wirtschaft massiv“ (Handelsblatt) und „Vermögenssteuer könnte Wachstum bremsen“ (Spiegel).

Eher nebenbei habt Ihr darauf hingewiesen, dass diese unbewiesenen Behauptungen auf Berechnungen des Ifo-Instituts basieren und dass das Ifo-Institut diese Berechnungen im Auftrag von Unternehmern durchgeführt hat.

Und überhaupt nicht erwähnt habt Ihr die Tatsache, dass das Ifo-Institut eine arbeitgebernahe Einrichtung ist, die – damals unter dem Ifo-Präsidenten Hans-Werner (Un-)Sinn – auch schon vor der Einführung des Mindestlohns derart eindringlich gewarnt hat, als zöge eine etwas gerechtere Bezahlung von Arbeitnehmern den Untergang des Abendlandes nach sich.

Es ist ebendieses Ifo-Institut, nach dessen Berechnungen die Einführung des Mindestlohns den Verlust von fast einer Million Arbeitsplätzen bedeutet haben würde – eine aus dem Jahr 2014 stammende Vorhersage, die ebenso ausgeblieben ist wie eine sinnvolle Beschäftigung für den ehemaligen Ifo-Präsidenten Hans-Werner Sinn(-los).

Es ist dasselbe Ifo-Institut, das auch vor den angeblich schädlichen Folgen von Klimaschutzgesetzen auf die Wirtschaft warnt und dabei die Tatsache verkennt, dass die Wirtschaft von den Folgen des Klimawandels geschädigt wird und nicht von den Innovationen beim Klimaschutz – wie das Bewalden ganzer Regionen durch das Pflanzen jeweils eines Baumes für jede falsche Berechnung des Ifo-Instituts.

Es ist das Ifo-Institut, dessen Geschäftsklimaindex von Euch, Medien, ständig erwähnt wird, obwohl sogar eine blinde Kartenleserin wissenschaftlich fundiertere Prognosen erstellt.

Dass dieses Ifo-Institut nun, da sowohl die SPD als auch die Grünen und die Linke eine Vermögenssteuer fordern, nach einer im Auftrag von Unternehmern durchgeführten Berechnung eine Vermögenssteuer verteufelt, war so vorhersehbar wie intellektuelles Unvermögen im Dschungelcamp.

Dass Ihr, Medien, solche Darstellungen oft unreflektiert übernehmt, ist jedoch ebenso unangemessen, als würdet Ihr nach einer im Auftrag des Waffenherstellers Heckler & Koch durchgeführten Berechnung des Ifo-Instituts schreiben: „Ein Verbot von Waffenexporten in Krisengebiete verursacht Hungerödeme bei Hundewelpen.“

Oder, als würdet Ihr nach einer im Auftrag des Nestlé-Konzerns erstellten Studie des Ifo-Instituts schreiben: „Eine Reduzierung des Zuckergehalts in Nahrungsmitteln verlangsamt die Autos deutscher Bürger.“

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