Gunnar Schade – Satire-Blog Über Gunnar Schade

04.11.2021

Jeder von uns muss alltägliche Entscheidungen treffen: Kauft man sich als nächstes eine Villa an der Côte d’Azur oder in Beverly Hills?

Entsorgt man AfD-Wahlwerbung in der Papiertonne wegen des Papiergehalts oder in einer Klärgrube wegen des Fäkaliengehalts?

Spielt man die Lieder Michael Wendlers laut ab; oder sollte man das Bestrafen nervender Nachbarn doch unterlassen?

Themen wie Migration oder Klimawandel sind vielen Menschen jedoch zu komplex; und viele überkommt die gleichwohl unberechtigte Angst, etwas zu verlieren oder etwas ändern zu müssen.

Um dennoch die richtige Entscheidung für ihr Handeln treffen zu können, sollten sich diejenigen die Frage stellen: Welche der möglichen Handlungen nützt dem Gemeinwohl?

Oder: Welche der möglichen Handlungen nützt dem Gemeinwohl mehr?

Die dem Gemeinwohl nützende respektive mehr nützende Handlung ist die richtige.

Das lässt sich am Beispiel des Klimawandels verdeutlichen. Diejenigen, die daran zweifeln, dass der derzeitige Klimawandel von der Menschheit verursacht wurde, sollten sich fragen: Nützt es dem Gemeinwohl, wenn man so viel mit dem Auto fährt, und zwar auch zum Besuch des Grundstücksnachbarn, dass Menschen mehr unter Lärm und Übelkeit leiden als nach der Veröffentlichung eines Justin-Bieber-Albums?

Nützt es dem Gemeinwohl, wenn man so viel Fleisch isst, dass wegen des Abholzens von Regenwäldern für Weideflächen immer mehr Tierarten und indigene Menschen ins Gras beißen müssen?

Und nützt es dem Gemeinwohl, wenn man so viel Plastik wegwirft, dass Menschen beim Schwimmen im Meer noch mehr Kunststoff unter ihren Handflächen haben als der Ehemann Pamela Andersons?

Oder nützt es dem Gemeinwohl, wenn man dazu beiträgt, dass man saubere Luft atmen und nicht mehr vielerorts Kohle-Briketts aus der Luft schneiden kann?

Nützt es dem Gemeinwohl, dass auch die einheimischen Wälder erhalten und keine Firmenparkplätze für Investmentbanker werden?

Und nützt es dem Gemeinwohl, dass die Meere ein Lebensraum unter anderem für Fische und kein Unterwassermuseum für Plastikartikel sind?

Und deswegen sollten sich alle Menschen für den Naturschutz engagieren.

Indes werden sich viele empört die Frage stellen: Aber was nützt es, wenn man selbst zugunsten des Gemeinwohls handelt, solange es die meisten anderen Menschen nicht tun?

Die richtige Frage lautet jedoch: Nützt es dem Gemeinwohl, wenn man selbst mit gutem Beispiel vorangeht und die anderen Menschen irgendwann genauso handeln?

Zahlreiche Menschen werden sich fragen: Warum sollte man für das Wohl anderer Menschen sorgen, solange es einem selbst gutgeht?

Diejenigen sollten sich stattdessen fragen: Was hat sie zu solch egoistischen Individuen gemacht? Und wie lange kann es einem selbst gutgehen, wenn dies für immer mehr andere Menschen nicht zutrifft?

Viele werden einwenden wollen, das Wohl aller Menschen wäre ein unrealistisches Ziel. Das Wohl aller Menschen ist jedoch nur so lange ein unrealistisches Ziel, solange es die meisten für unrealistisch halten oder sich auf diesem Vorwand ausruhen.

Und ein Leben mit einem dem Wohle aller nützenden Ziel ist, auch wenn dieses nicht ganz erreicht wird, ein erstrebenswerteres Leben als eines, das nur auf das eigene Wohl ausgerichtet ist.

Da sich mit der Frage nach dem Nutzen für das Gemeinwohl die richtige Handlung erschließen lässt, kann sich jeder Mensch nun wieder den alltäglichen Entscheidungen zuwenden: Vertraut man auf die Berufschancen von Tankwarten; oder holt man seine Kinder von der letzten Autobahnraststätte doch ab?

Bringt man Fußballfans, die angesichts schwarzer Fußballspieler Affenlaute ausstoßen, in einem Zoo unter; oder bringt man sie zurück in den Urwald?

Lässt man in einer Diskussion das vermeintliche Argument zu, die Redefreiheit gälte auch bei Volksverhetzung Xavier Naidoos und Attila Hildmanns; oder sagt man zu Recht, zugunsten der Treibhausgasminderung müsse man die Flatulenzen dieser Rindviecher stoppen?

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