06.05.2021

Ein Leben ohne Handy und Schokolade ist für fast alle Menschen in Deutschland genauso unrealistisch wie für einen Wirtschaftslobbyisten ein Leben ohne Bundestagsabgeordneten als Wirtstier.

Die Tatsache, dass die zum Herstellen von Handys und Schokolade verwendeten Kobalt- respektive Kakao-Mengen größtenteils aus Kinderarbeit stammen, stört die meisten nicht. Im Gegenteil, sagen sich viele deutsche Eltern mit Blick auf ihre Kinder, dauerhafte Kinderarbeit hierzulande wäre doch die Chance, dass sich die kostspieligen Folgen einer Raststättenpause endlich amortisieren.

Viele Deutsche sorgen sich auch nicht darum, dass infolge ihrer Konsumgier die Natur zerstört wird. Heutzutage, so die meisten Konsumenten, werde zwar viel vom Schutz der Wälder gefaselt, aber man müsse den natürlichen Lebensraum von Primark-Filialen und Müllablagerungen berücksichtigen.

Damit in der Lieferkette deutscher Unternehmen fortan keine Menschen- und Umweltrechte mehr verletzt werden, hat das Bundeskabinett nun das Lieferkettengesetz beschlossen. Die Interessen deutscher Wirtschaftsunternehmen stehen Menschen- und Umweltrechten jedoch in dem gleichen Verhältnis gegenüber wie Peter Altmaier einem Spatzenknie.

Wegen des Drucks deutscher Wirtschaftsverbände hat das Bundeskabinett das Lieferkettengesetz derart aufgeweicht, dass es anmutet wie ein Trainingsplan für jeden achten Tag der Woche.

Angebracht wäre nun auch das Engagement der Konsumenten. Viele möchten jedoch lieber das Menschenrecht konsolidieren, ihre mit Schokolade aus Kinderarbeit gefüllte Plauze in Billigkleidung aus Kinderarbeit zu gewanden.
Das wirkt zwar wie der Versuch, einen Panzer durch einen Kissenbezug weniger abschreckend erscheinen zu lassen, ist aber eine erfolgreiche Methode, um immer reichlich Geld für das neueste Handy ausgeben zu können, damit die Kinder im Kongo beim Kobaltabbau nicht in Kurzarbeit geraten.

Wer Menschen- und Umweltrechte fast genauso wertschätzen kann wie ein Smartphone oder einen Latte macchiato, der sollte auf die Gütesiegel achten, die einen fairen Handel garantieren. Die meisten Gütesiegel, die das Einhalten von Menschen- und Umweltrechten symbolisieren, entstehen allerdings auch in Kinderarbeit.

Dennoch sollte man nach Produkten suchen, die aus fairem Handel stammen – auch wenn man dafür die Geduld eines Tierfilmers braucht, der Pandas bei einer Swingerclub-Party filmen möchte.

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