Gunnar Schade – Satire-Blog Über Gunnar Schade

06.06.2022

Der gesetzliche Mindestlohn wird am 1. Oktober dieses Jahres auf 12,- Euro pro Stunde erhöht.

Reaktionen:

Ein Mitglied des Arbeitgeberverbandes: „Wir Arbeitgeber sollen fortan einen Mindestlohn von 12,- Euro pro Stunde zahlen?! Ha! Diese Regel bestätigt all die Ausnahmen.“

Der Chef eines Essenslieferdienstes: „Mindestlohn?! Unsere Fahrradkuriere haben es ohnehin gut; denn sie bekommen sogar Geld – wenn auch nur ein bisschen mehr als nichts – dafür, dass sie sich durch das Radfahren fit halten. Fast genauso gut hatten es nur diejenigen in der Antike, die auf den Galeeren jeden Tag gratis ein Rudertraining absolvieren konnten.“

Clemens Tönnies: „Einen Mindestlohn von 12,- Euro pro Stunde zahle ich doch gern. Meine rumänischen und bulgarischen Arbeiter, die jeweils zu zehnt auf fünf schimmligen Quadratmetern leben, können sich diese 12,- Euro dann teilen.“

Sabine S.: „12,- Euro pro Stunde! Dann kann ich mir von einem Stundenlohn eine Packung Mehl kaufen!“

Ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn: „Die Manager der Deutschen Bahn sind froh über die Nachricht, es gebe ab Oktober dieses Jahres einen Mindestlohn von 12,- Euro pro Stunde. Sie hatten befürchtet, sie bekämen fortan einen leistungsgerechten Stundenlohn von 12 Cent.“

Die Chefin eines Textil-Discounters: „Mindestlohn für Angestellte? Ich habe keine Angestellten. Ich habe nur Hunderte Menschen, die entweder bei mir seit 20 Jahren ein Praktikum absolvieren oder die nach 40 Jahren als Jugendliche ohne abgeschlossene Berufsausbildung immer noch nicht ihren 18. Geburtstag hatten.“

Der Betreiber eines Pflegeheims: „Diese Angestellten sind nie zufrieden. Einer meiner Angestellten kam neulich zu mir und sagte: ‚Ich halte eine Lohnerhöhung für gerechtfertigt, denn ich bin praktisch jeden Tag von früh bis spät in diesem Pflegeheim’; darauf sagte ich zu ihm: ‚Da Sie praktisch jeden Tag von früh bis spät in diesem Pflegeheim sind, werde ich Ihnen von Ihrem Lohn noch Miete, Strom- und Nebenkosten abziehen.‘“

Thomas K.: „Da meine Frau und ich jeweils nur einen Teilzeitjob haben, reicht dieser Mindestlohn dennoch nicht aus, um unsere vierköpfige Familie zu ernähren. Deswegen habe ich mir von unserem Finanzminister Christian Lindner einen Trick abgeschaut: Ich habe bei meiner Bank neue Schulden aufgenommen und bezeichne diese als ,Sondervermögen‘.“

Bundesregierung: „Wir Mitglieder der Bundesregierung bekommen natürlich viel mehr Geld als die meisten Bürger; denn in Anbetracht unserer Aufgaben haben wir schließlich eine besondere Verantwortung. Trotz der Tatsache, dass wir unsere Aufgaben wie das Bekämpfen von Rechtsextremismus und Antisemitismus, das Beseitigen der Benachteiligung von Frauen und das Schaffen angemessener Lebensverhältnisse für alle Bürgerinnen und Bürger nicht erfüllen, müssen wir uns aber nicht verantworten. 99,99 Prozent der Menschen in Deutschland sind jedoch nicht der Meinung, die Diäten für uns Politiker seien zu hoch. Das ergab eine Umfrage in der Bundesregierung.“

Peter M.: „Es ist Zeit für einen leistungsgerechten Maximallohn von 0,99 Euro für alle Mitglieder der Bundesregierung!“

Anstand: „Die Bundesregierung und die Mindestlohnkommission sollten eines bedenken: Auch jemand, der den Mindestlohn von 12,- Euro pro Stunde erhält und 45 Jahre sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist, wird nach seinem Berufsleben wegen der Inflation auf Grundsicherung angewiesen sein. Und in einem solch reichen Land, in dem AfD-Abgeordnete sogar reichlich Geld fürs Hetzen bekommen, sollten Menschen auch ausreichend Geld fürs Arbeiten bekommen.“

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