Gunnar Schade – Satire-Blog Über Gunnar Schade

08.12.2020

So manche Maßnahme, die die Bundesregierung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie beschlossen hat, ist kritikwürdig. Allein deswegen, dass die Bundesregierung die Kulturbranche im Stich lässt, schmökert das Karma in Fachlexika unter „Verstopfung, lebenslang“.

Ungerechtfertigt ist und bleibt es jedoch, Verschwörungsgeschwurbel zu verbreiten. So behaupten die Quatschdenker zum Beispiel, die reiche Elite, zu denen sie die Juden zählen, würde Tausende Kinder in unterirdische Gefängnisse sperren und foltern, um aus ihrem Blut ein Verjüngungselixier herzustellen. Natürlich ist das Unsinn. Verjüngungselixier für die reiche Elite ist das Lachen darüber, dass Quatschdenker gegen Juden hetzen und die tatsächlich reiche Elite mit dem Kauf von Nestlé- und Amazon-Produkten noch reicher machen.

Die Aluhirne behaupten außerdem, Microsoft-Gründer Bill Gates hätte das Coronavirus erschaffen, um mit dem Verkauf eines Impfstoffs noch mehr Geld zu verdienen. Ausgerechnet Bill Gates soll also das Coronavirus erschaffen haben?! Bill Gates konnte nicht mal ein Betriebssystem erschaffen, das beim Installieren eines Druckers nicht ständig abstürzt.

Wenn die Aluhirne schon die einzig richtige Wahrheit verkünden möchten, dann doch zumindest die einzig richtige: Bill Gates hat das Windows-Betriebssystem erschaffen, um noch mehr Geld mit dem Verkauf von Vorschlaghämmern zu verdienen.

Verschwörungsgeschwurbel entsteht, weil die Verkehrtdenker komplexe Probleme nicht verstehen und einfache Erklärungen suchen. Eines ist ja unbestritten: In der Politik und Wirtschaft gibt es natürlich Betrug und Intrigen – das ist so sicher wie der Missbrauchsfall in der Kirche.

Um die tatsächlichen Machenschaften aufzudecken, bedarf es jedoch eines klaren Verstandes – und nicht eines Geschwafels, dessen Urheberschaft mehrere Joints und eine Quecksilbervergiftung innehaben. 

Die Fähigkeit, eine weltweite Verschwörung zu durchschauen, glauben ja ausgerechnet Menschen zu besitzen, die nicht mal eine Fensterscheibe durchschauen können.

Absurde Spekulationen zu verbreiten hat für die Verkehrtdenker zwei Vorteile: Zum einen stehen sie plötzlich im Blickpunkt der Öffentlichkeit – ausgerechnet sie, die von ihren Mitmenschen sonst meist so viel Beachtung bekommen wie ein Diätplan am dritten Tag eines neuen Jahres.

Zum anderen generieren sie damit das erhabene Gefühl, zu einer verschworenen Gemeinschaft zu gehören und als deren Mitglied auf andere Menschen hinabsehen zu können: auf all die unsäglich dummen Menschen, die die Profitgier Bill Gates‘ und der Pharmakonzerne vermeintlich nicht durchschauen, während sie, die Erwachten, mit Spenden und dem Kauf von Merchandising-Produkten die Privatkonten der Quatschdenker-Gründer füllen.

Auf all die unsäglich naiven Menschen, die vermeintlich weder zu hinterfragen noch selbst zu denken wagen, während sie, die Erleuchteten, sofort begeistert zustimmen, wenn Xavier Naidoo und Attila Hildmann etwas äußern mit dem Wahrheitsgehalt von Grimms Märchen oder Trumps diesjähriger Wahlsiegerklärung.

So gewiss manche Maßnahme der Bundesregierung kritikwürdig ist, so gewiss bedarf es endlich der Herdenimmunität gegenüber Einfältigkeit und Egoismus.

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