Gunnar Schade – Satire-Blog Über Gunnar Schade

10.02.2023

Dass in Deutschland Lehrer fehlen, ist so neu wie Regen. Manche sagen, es seien 40.000 freie Lehrerstellen zu besetzen; manche sagen, es seien 12.000. – Auch die Fertigkeit des korrekten Zählens ist vielen Menschen abhandengekommen; und so könnte das Bildungsproblem augenscheinlich durch das Bildungsproblem gelöst werden.

Hinsichtlich des Lehrermangels hat die Kultusministerkonferenz dennoch mehrere Vorschläge gemacht:

– mehr Quereinsteiger einstellen

Postboten und Pizzalieferanten sollten Schulen fortan weiträumig umfahren, damit sie nicht hinterrücks geschnappt und prompt als Lehrer vor Schulklassen gestellt werden.

Terroristen, die wegen des Bauens einer Bombe festgenommen werden, sollten sich darauf einstellen, dass sie wegen ihrer Kenntnisse künftig als Chemie-Lehrer arbeiten müssen.

– Frühpensionierungen für Lehrer einschränken

Lehrer, die so viel Mühe und Hingabe in ihren Beruf investiert haben, haben schließlich einen Anspruch darauf, den wohlverdienten Burnout vor der Klasse möglichst lange genießen zu können.

– Lehrer aus dem Ruhestand zurückholen

Es ist vorteilhaft, wenn Lehrer die Geschichte des Römischen Reiches besonders anschaulich vermitteln können, weil sie dafür nur aus ihrer Kindheit zu erzählen brauchen.

– Lehrer größere Klassen unterrichten lassen

Infolgedessen werden die Lehrer noch mehr Ärger mit diesen vorlauten, unreifen und rechthaberischen Wesen haben – und dazu kommt noch der Unterricht fernab der Elternabende.

Die Lehrer wird es jedoch freuen, wenn ihnen fortan noch mehr Eltern erklären, dass ihr Kind, das Algebra für eine mongolische Hirschkuh hält, eigentlich hochbegabt sei.

Und wenn Lehrer vor der Klasse den Namen Malte-Luca mahnend rufen, dann werden künftig die zwanzig Jungen für einen Augenblick damit aufhören, die zwanzig Mädchen mit dem Namen Hannah-Sophie zu mobben.

– die Zahl der Unterrichtsstunden für Lehrer erhöhen

Entgegen einem weitverbreiteten Vorurteil sind Lehrer bereits ausgelastet – schon wegen des Kampfsport- und Schusswaffentrainings zum Überleben auf dem Schulhof.

Lehrer unterrichten die mit dem Begriff Kinder sehr höflich bezeichneten Erziehungsfehler. Und das ist nicht einfacher geworden – auch wenn sich immer mehr Schulen in einem Zustand befinden, wodurch man bei Präsenzunterricht im Winter das Leben am Nordpol naturgetreu darstellen kann.

Die Vorschläge der Kultusministerkonferenz sind also sinnwidrig: Anstatt mehr Menschen für den Lehrerberuf zu gewinnen, indem man diesen Beruf wieder attraktiv macht, verdirbt man auch den letzten Lehrern die Freude an ihrem Beruf, indem man diesen Beruf noch mehr erschwert.

Damit wieder mehr Menschen Lehrer werden möchten, sollte man sowohl die Bezahlung als auch die Arbeitsbedingungen von Lehrern verbessern; und die Eltern sollten den Lehrern besseres Material in Gestalt bessererzogener Kinder zur Verfügung stellen. – Auch ein Tischlermeister kann aus einem hohlen Stamm keine Luxuseinrichtung machen.

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