Gunnar Schade – Satire-Blog Über Gunnar Schade

20.03.2020

Du, Vorsitzender Richter des Landgerichts Bonn, bist zu der vor Weisheit strotzenden Feststellung gelangt, dass die Cum-Ex-Geschäfte, mit denen Banker und Investoren allein die deutschen Steuerzahler um 31,8 Milliarden Euro gebracht haben, eine Straftat sind. Die Beschuldigten, die in dem bundesweit ersten Strafprozess um die Cum-Ex-Geschäfte vor Gericht standen, hast Du mit Bewährungsstrafen davonkommen lassen.

Und auch das ist richtig. Die ganze Härte des Gesetzes sollten schließlich nur die schweren Fälle zu spüren bekommen: die Oma, die zum Aufbessern ihrer Mini-Rente dreist eine Pfandflasche aus dem Mülleimer fischt.

Die Krankenpflegerin, die wegen der Arbeit im Drei-Schicht-System ihren Strafzettel wegen Falschparkens einen Tag zu spät begleicht.

Oder der Obdachlose, der die mit Starbucks-Filialen mühsam aufgebaute Ästhetik deutscher Einkaufspassagen mit seiner Anwesenheit zerstört.

Aber doch nicht die Banker und Investoren, die das Gemeinwohl und das unter Milliardenschulden leidende Sozial-, Bildungs- und Gesundheitssystem Deutschlands um Milliarden Euro geprellt haben.

Der Umstand, dass Justitia mit verbundenen Augen dargestellt wird, ist schon längst kein Ausdruck mehr dafür, dass das Recht ohne Ansehen der Person gesprochen wird, sondern vielmehr dafür, dass Justitia für viele entscheidende Dinge blind ist.

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