Liebe Afghanen, obwohl seit der Machtübernahme der Taliban bei Euch Frauen unterdrückt werden und bereits über 100 ehemalige Sicherheitskräfte ermordet worden sind und über die Hälfte des Volkes hungert, bekommt Ihr auch von deutschen Medien praktisch keine Aufmerksamkeit. Daran seid Ihr selbst schuld. Wer in der allgegenwärtigen Nachrichtenflut erwähnt werden möchte, sollte folgende PR-Regeln befolgen:
1. Euch muss etwas zustoßen, was nicht nur tragisch ist, sondern zudem Einmaligkeit respektive Originalität aufweist. Eure Probleme wie Hunger und Unterdrückung sind jahrhundertealt und werden von den meisten davon nicht betroffenen Menschen als langweilig empfunden. Und mit jahrhundertealten und Langeweile verbreitenden Ideen zumindest negativ aufzufallen ist schon die Masche der Drehbuchautoren deutscher Reality-Shows.
2. Optimal für eine Erwähnung in deutschen Medien ist es, wenn bei tragischen Ereignissen Deutsche zu Schaden kommen. Dass bei Euch und in anderen Ländern Millionen Menschen hungern, weckt in Deutschland kein Interesse. Wenn jedoch bei einem Busunglück in Peru ein deutscher Tourist Haarbruch erlitten hat, dann setzen die meisten Deutschen ihre Fernbedienung auf halbmast.
3. Es sollte sich um ein Problem handeln, dessentwegen auch Menschen in Deutschland Nachteile befürchten müssen. Die Tatsache, dass unter anderem Ägypten Krieg gegen den Jemen führt, stört die meisten Deutschen nicht. Wegen der fortwährenden Rüstungsexporte Deutschlands nach Ägypten, die auch Olaf Scholz zuletzt Ende des Jahres 2021 genehmigt hat, profitiert so mancher von der Korrelation zwischen einem in Deutschland verfügbaren Arbeitsplatz und einem im Kriegsgebiet liegenden Friedhofsplatz.
Anders die Haltung der Deutschen zum derzeitigen Russland-Ukraine-Konflikt: Hinsichtlich des gewiss eintretenden Falles, dass Russland in der Ukraine einmarschiert, haben viele Deutsche das schreckliche Bild vor Augen, dass hierzulande die Energiepreise explodieren.
4. Als Vorteile erweisen sich Ruhm und Reichtum. Die Probleme der Menschen, die als Sozialarbeiter oder Altenpfleger der Gesellschaft großen Nutzen bringen, bleiben meist unerwähnt. Aber wenn sich Helene Fischers Bauch rundet, dann ist es höchste Zeit für Spekulationen darüber, ob es sich bei ihr um eine Schwangerschaft handelt. Oder um eine allergische Reaktion ihres eigenen Körpers gegen ihre Schlager.
Umfassend berichtet wird natürlich auch darüber, wenn sich ein reicher Unternehmer wie Lars Windhorst sozial engagiert und 375 Millionen Euro in Hertha BSC investiert – also in eine Berliner Initiative gegen Leistungssport.
5. Im Blickpunkt der Medien stehen Menschen auch durch Schamlosigkeiten. Am konsequentesten sind die AfD-Politiker: Egal, ob auf den Pressefotos und Wahlplakaten von Björn Höcke, Tino Chrupalla oder Alexander Gauland – die zeigen einfach immer einen Ar…