Zur aktuellen Lage:
Wegen Putins Angriff auf die Ukraine hat die Bundesregierung beschlossen, für die Bundeswehr zusätzlich 100 Milliarden Euro bereitzustellen. Die Bundesregierung sollte dieses Geld besser dafür verwenden, dass es in jeder Schule ein zweites Stück Kreide gibt und dass die Menschen auf dem Land eine bessere Busanbindung haben als die Menschen in der Arktis und dass die Schlaglöcher in vielen Straßen Deutschlands nicht die Qualitätskriterien an ein tiefengeologisches Atommüll-Endlager erfüllen.
Wenn Putin oder ein anderer Aggressor einmal Deutschland angriffe oder der NATO-Bündnisfall einträte, dann würde die Bundeswehr ohnehin nicht helfen können. Putin oder ein anderer Aggressor müssten nur den Lieferweg für Sonnenblumenöl abschneiden; und die Mehrheit der Deutschen würde kapitulieren.
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Die Anteilnahme der Deutschen am Leid der Menschen in der Ukraine ist groß. Von dem in Myanmar währenden Bürgerkrieg, der 1948 begonnen hat und somit einer der längsten Kriege der Welt ist, wissen die meisten Deutschen hingegen nicht einmal etwas. Die Anteilnahme der Deutschen ist immer nur so groß wie der Fokus deutscher Medien; und der Fokus deutscher Medien ist immer nur so groß wie das unmittelbare Interesse der Deutschen.
Myanmar liegt im Gegensatz zur Ukraine nicht in Europa und liefert weder Weizen noch Sonnenblumenöl (das erst seit der Nachricht vom Versorgungsengpass derart begehrt und für das Überleben der Menschheit so wichtig ist wie ein Justin-Bieber-Album). Und wer nicht die Interessen nahezu aller Menschen in Deutschland berührt, dessen Leid berührt auch nicht nahezu alle Menschen in Deutschland.
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Die aus der Ukraine flüchtenden Menschen bekommen in Deutschland respektive Europa ohne Asylverfahren bis zu drei Jahren Schutz. Zu Recht. Die aus Libyen oder Afghanistan flüchtenden Menschen müssen hingegen oft jahrelang in den Flüchtlingslagern am Rande Europas ausharren; oder sie werden brutal abgeschoben. Zu Unrecht.
Schön wäre es, wenn die Bundesregierung und die Regierungen der anderen europäischen Länder die Aufnahme von Flüchtlingen nicht mehr davon abhängig machten, ob diese hell- oder dunkelhäutig sind. Realistischer ist es allerdings, dass die Menschen aus Libyen oder Afghanistan in den Flüchtlingslagern an der Grenze Europas so lange verweilen, bis ihre Hautfarbe nach jahrtausendelanger Evolution verblasst ist.
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Wahr ist, dass sich Wladimir Putin wegen seines Angriffs auf ein unschuldiges Land vor dem Internationalen Strafgerichtshof verantworten sollte.
Wahr ist auch, dass Wladimir Putin hofft, er werde wegen seines Angriffs auf ein unschuldiges Land eine ebensolch harte Strafe erhalten wie George W. Bush.
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Da Putin mit dem Geld, das Russland für den Export von Öl und Erdgas nach Deutschland erhält, auch den Krieg gegen die Ukraine finanziert, möchte die Bundesregierung unabhängig von den Energieimporten aus Russland werden. Wirtschaftsminister Robert Habeck hat nun eine Energiepartnerschaft mit Katar vereinbart. Daran, dass Deutschland aus diesem Land fortan Flüssigerdgas importieren wird, gibt es überhaupt nichts zu kritisieren; denn Katar beachtet die wichtigste Ethik-Regel der Bundesregierung: Menschenrechtsverletzungen sind einwandfrei, solange sie fernab der Berichterstattung in Deutschland geschehen.
Robert Habecks Behauptung, Deutschland wäre auf Energielieferungen aus anderen Ländern angewiesen, ist allerdings falsch. Ein aktuelles Foto zeigt, wie Robert Habeck vor dem Emir von Katar buckelt; und dies beweist, dass Deutschland neben Gerhard Schröder noch genügend andere Politiker hat, die jederzeit ausreichend Kriechstrom erzeugen.
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Die Menschen sollten daran denken, dass Krieg nicht erst dann beginnt, wenn in einem Land eine Bombe fällt, sondern dass Krieg schon ab dann beginnt, wenn jemand im Alltag über einen anderen Menschen ein Vorurteil fällt.
@Frieden