Gunnar Schade – Satire-Blog Über Gunnar Schade

22.10.2018

Arbeitsplätze – das Hauptargument in dieser Gesellschaft gegen positive Veränderungen. 

Wir müssen etwas gegen die Klimaerwärmung tun? – Das gefährdet Arbeitsplätze bei deutschen Autoherstellern. Wir müssen die Waffenlieferungen in Krisengebiete und an Länder wie Saudi-Arabien stoppen? – Das gefährdet Arbeitsplätze bei deutschen Waffenherstellern. Wir müssen etwas gegen die sexuelle Belästigung von Frauen tun? – Das gefährdet Arbeitsplätze bei deutschen Pfefferspray-Herstellern …

Die Waffenlieferungen an Saudi-Arabien erscheinen der Bundesregierung übrigens besonders wichtig, denn Saudi-Arabien gilt als wichtiger Geschäftspartner. Dank Saudi-Arabien gibt es schließlich auch mal einen freien Arbeitsplatz für einen Journalisten.

(Wegen der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi hat Angela Merkel nun gesagt: „Was Rüstungsexporte anbelangt, kann das nicht stattfinden, in dem Zustand, in dem wir im Augenblick sind.“ Die Formulierung: „… in dem Zustand, in dem wir im Augenblick sind“ bedeutet nach allen bisherigen Erfahrungen: Sofern man mit weiteren Rüstungsexporten überhaupt wartet, dann nur bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Fall Jamal Khashoggi nicht mehr im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht.)

Auch der seit langem diskutierte Kohleausstieg wird immer wieder mit der Begründung hinausgezögert, dieser gefährde Arbeitsplätze. Und wenn man lange genug mit der Energieversorgung durch Kohle weitermacht, dann entstehen sogar neue Arbeitsplätze – wie zum Beispiel Rettungsschwimmer am Meeresstrand auf der Zugspitze oder Essstäbchen-Hersteller im Rodungsgebiet Hambacher Forst.

Natürlich könnte man zu Recht einwenden, dass auch durch den längst überfälligen Umstieg auf erneuerbare Energien neue Arbeitsplätze entstehen. Doch leider werden die bestehenden Arbeitsplätze, die meist ebenso überflüssig wie schädlich für die Menschen sind, weiterhin das Hauptargument in dieser Gesellschaft gegen positive Veränderungen bleiben:

Der Kampf gegen die Hungersnot gefährdet Arbeitsplätze in der Modelbranche.

Der Kampf gegen Sexualstraftaten an Kindern gefährdet Arbeitsplätze in der katholischen Kirche.

Der Kampf gegen Kinderarbeit gefährdet Arbeitsplätze in indischen Kinderkrippen.

Und der Kampf gegen Rechtsextremismus gefährdet Arbeitsplätze beim Verfassungsschutz.

In einer Gesellschaft, in der die Arbeit zunehmend von Maschinen und Computern ausgeführt wird, bedarf es jedoch nicht eines Beharrens auf überflüssigen und für das Gemeinwohl schädlichen Arbeitsplätzen, sondern eines Grundeinkommens und mehr Platz für Menschen.

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