Gunnar Schade – Satire-Blog Über Gunnar Schade

23.04.2021

Infolge der Corona-Pandemie gibt es zweifellos viele neue Probleme: Zum Beispiel ist es immer noch fraglich, ab wann Theaterveranstaltungen wieder stattfinden dürfen. Bisher steht nur fest, welches Theaterstück nach dem letzten Lockdown zuerst aufgeführt wird: „Warten auf Godo… – Novemberhilfe“.

Früher wurden in der Schule die Kinder gemobbt, die keine Markenkleidung trugen. Derzeit werden in der Schule die Kinder gemobbt, die keine Biontech-Impfung haben.

Und wegen der zahlreichen Schließungen und Kontaktverbote sind viele Menschen so bewegungsunfähig geworden, dass ihnen Schalke 04 und der HSV schon Spielerverträge angeboten haben.

Trotz dieser Probleme ist die Behauptung falsch, in Deutschland gäbe es eine Diktatur. Den Widersinn, dass Menschen auf Demonstrationen ihre Meinungen mit dem Habitus eines Muezzins hinausposaunen und gleichzeitig behaupten, man dürfte seine Meinung nicht mehr äußern, habe ich schon lange vor der Corona-Zeit in meinem Blog-Beitrag vom 16.01.2019 beschrieben:

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Zu den Absurditäten heutzutage gehört, dass Menschen bei öffentlichen Aufmärschen anderen Menschen ungestraft das Ertrinken im Mittelmeer wünschen, indem sie unter anderem „Absaufen! Absaufen!“ b-r-ü-l-l-e-n, und sich im nächsten Moment beschweren, man dürfte nicht mehr sagen, was man denke.

Das Problem heutzutage besteht nicht darin, dass man nicht mehr sagen darf, was man denkt, sondern darin, dass viele nicht mehr denken, bevor sie was sagen.

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Ein Blick in die Kommentarspalten auf Facebook genügt, um zu erkennen: In Deutschland gibt es nicht zu wenig Meinung, sondern zu wenig Wissen.

Natürlich wünschen sich viele Menschen, ihre Meinung hätte mehr Einfluss auf die aktuelle Politik. Beim BILD-Zeitungslesen geäußerte Gehässigkeiten gegen Angela Merkel beeinflussen die Beschlüsse der Bundesregierung jedoch ebenso wenig wie Nörgeleien über den Bundestrainer die Spielergebnisse der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.

Wer etwas an der Politik ändern möchte, muss in der Politik aktiv werden. Wählen zu gehen reicht nicht aus. In unserer parlamentarischen Demokratie entscheiden Bürger bei Wahlen darüber, welche Parteien respektive Abgeordneten in den nächsten vier Jahren die Wünsche der Lobbyisten umsetzen.

Eine Diktatur gibt es in Deutschland jedoch nicht. Nachdem die Bundesregierung die sogenannte Osterruhe beschlossen hatte, hat die Bundesregierung ihre Beschlüsse nach der vehementen Kritik sofort zurückgenommen. 

Von wegen, eine Diktatur in Deutschland.

Nicht mit dem Personal. Es ist geradezu wünschenswert, in Deutschlands letzter Diktatur, der NS-Zeit, hätte es Verantwortliche mit dem Dilettantismus Jens Spahns gegeben. Dann hätte die Ermordung von Juden niemals stattgefunden, weil Verantwortliche mit dem Dilettantismus Jens Spahns es zum Glück nicht geschafft hätten, das dafür verwendete Zyklon B zu organisieren.

Die CDU hat gerade Armin Laschet zu ihrem Kanzlerkandidaten ernannt. Mit Armin Laschet eine Diktatur zu errichten ist so aussichtsreich, wie mit einem Malbuch den Literaturnobelpreis zu gewinnen.

In einer Diktatur streiten Bundestagsabgeordnete nicht die ganze Nacht über (meist unsinnige) Maßnahmen. In einer Diktatur verkündet Erdogan (meist unsinnige) Maßnahmen; und Gegenstimmen verhallen hinter Gefängnistüren – und unter den lauten Beschwerden von Ziegen über Erdogan.

Beschlüsse der Bundesregierung werden zudem von Gerichten gekippt wie ein Glas Champagner in der Nestlé-Firmenzentrale nach der Ernennung Julia Klöckners zur Ministerin für Ernährung und Verbraucherschutz.

Trotz der Tatsache, dass die Bundesregierung sehr viele Fehler macht, gibt es in Deutschland also keine Diktatur. Es gibt lediglich zu viele Menschen, die so differenziert denken wie ein Einbahnstraßenschild.

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