Gunnar Schade – Satire-Blog Über Gunnar Schade

26.01.2021

Das Bundesarbeitsgericht hat nun ein Grundsatzurteil gefällt, das die Chance auf Lohngleichheit erhöht: Wenn das Gehalt einer Frau geringer ist als das mittlere Gehalt von Männern in gleicher Position, dann gilt dies fortan als ein Indiz für Diskriminierung.

Praktiziert wird bisher leider immer noch die patriarchalische Vergütungsregel: Das Gehalt eines Menschen ist so hoch wie dessen Testosteron-Gehalt.

Die Tatsache, dass der Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern bei 20 Prozent liegt, entspricht dem gleichermaßen infantilen wie unerfüllten Wunsch vieler Männer, der Unterschied zwischen einer Frau und ihnen möge bei 20 liegen.

Es ist dennoch überfällig, die ungerechten Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern zu beseitigen. Das Argument, Frauen seien für körperliche Schwerarbeit weniger geeignet, gilt nicht in einer Zeit, in der die meisten Menschen ihr Gehalt beim Vollkrümeln einer Computer-Tastatur verdienen.

Als Argument für die ungleiche Bezahlung darf auch nicht mehr gelten, dass Frauen eher schlechter bezahlte Berufe ausüben würden. Besonders in einer Gesellschaft, in der Michael Wendlers Liedtexte frei zugänglich sind, ist die Berufstätigkeit von Erzieherinnen und Krankenpflegerinnen viel mehr wert als die das Verbreiten der Lieder begünstigende Berufstätigkeit von Techniktüftlern.

Und hinfällig ist ebenfalls das Argument, der Mann wäre der Versorger der Familie. Immer mehr Frauen sind schließlich Alleinerziehende, während so mancher Mann möglichst jeden Euro dafür aufbietet, um seine Bedeutungslosigkeit hinter der glanzlackierten Karosserie eines teuren Autos zu verbergen.

Für die gleiche Arbeit muss es den gleichen Lohn geben:

Eine Arzthelferin, die unter anderem die erlaubten dezenten Hinweise auf Schwangerschaftsabbrüche bereitstellt, muss genauso viel verdienen wie der mit der gleichen Absicht singende Xavier Naidoo.

Gleiche Arbeit, gleicher Lohn:

Eine Managerin und ein Manager im Nestlé-Vorstand verdienen für ihre Arbeit eine gleich hohe Gefängnisstrafe.

Gleiche Arbeit, gleicher Lohn:

Eine Krippenerzieherin, die des Laufens kaum fähige Menschen betreut, muss folgerichtig das gleiche Gehalt bekommen wie der Trainer von Hertha BSC.

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