Gunnar Schade – Satire-Blog Über Gunnar Schade

27.04.2021

Aus gegebenem Anlass ausnahmsweise mal ein nicht-satirischer Beitrag:

Nachdem ein Deutscher in einer Erfurter Straßenbahn einen Syrer brutal angegriffen hat, stellte so mancher Deutsche süffisant die Frage, wie die Berichterstattung beim Angriff eines Syrers auf einen Deutschen ausgefallen wäre.

Mit dieser Frage wird auf den Umstand angespielt, dass viele Medien die Herkunft eines Täters nicht nennen – angeblich deswegen, weil sie die Taten von Menschen aus anderen Ländern verharmlosen oder verschleiern möchten.

Dabei hat das unter anderem folgenden Grund: Viele Medien erwähnen die Herkunft eines Täters explizit, wenn dieser aus einem anderen Land stammt, aber nicht dann, wenn er gebürtiger Deutscher ist. Das führt zu einem Trugschluss: Wenn der Begriff Täter immer nur mit einem Attribut verwendet wird, das die Herkunft aus einem anderen Land, aber nie eine deutsche Abstammung hervorhebt, dann entsteht bei vielen undifferenziert wahrnehmenden Menschen der falsche Eindruck, vor allem Menschen aus anderen Ländern würden Straftaten begehen.

Bei einem Täter nichtdeutscher Herkunft gelangen viele Deutsche zu der gleichermaßen falschen wie pauschalen Meinung, alle Menschen nichtdeutscher Herkunft wären kriminell.

Bei einem Täter deutscher Herkunft hingegen käme kein Deutscher auf den Gedanken, dieser Mensch wäre ein typischer Vertreter des Volkes.

Es lässt sich leicht die Frage beantworten, wie die Kommentare vieler Deutscher ausgefallen wären, wenn ein Syrer einen Deutschen angegriffen hätte. In den noch nicht einmal schlimmsten Kommentaren hätte man dem Syrer einen langfristigen Besuch des Mittelmeergrundes anempfohlen.

Da jedoch ein Deutscher einen Syrer angegriffen hat, versuchen nun viele Deutsche, diese brutale Tat durch ablenkende Fragen zu kaschieren und zu bagatellisieren.

Darüber, ob respektive wann die Herkunft eines Täters genannt werden soll oder nicht, wird in der Medienbranche vehement gestritten. Tatsache ist, dass es den Medien, die die Herkunft eines Täters unerwähnt lassen, keinesfalls darum geht, etwas zu verharmlosen oder zu verschleiern, sondern darum, das auf falscher Wahrnehmung beruhende rassistische Menschenbild vieler Deutscher nicht zu befeuern.

Tatsache ist ebenfalls, dass ein Mensch nicht aufgrund seiner Nationalität kriminell wird.

Und im nächsten Beitrag wird die folgende Frage vieler Deutscher geklärt: Warum bekommt man als Rassist, sobald man sich artgerecht zu artikulieren beginnt, von fremden Menschen immer mitleidig eine Banane durch die Gitterstäbe gesteckt?

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