Gunnar Schade – Satire-Blog Über Gunnar Schade

29.07.2023

Martin Walser ist gestorben. Wenn er könnte, würde er als Todesursache eine hinterrücks geschwungene Auschwitzkeule diagnostizieren.

Martin Walsers Traktate zum Umgang mit der NS-Zeit und dem Holocaust waren eine verbrämte Forderung nach der Rückkehr zur sogenannten Normalität; und das bedeutet genaugenommen, dass all die Deutschen, die gegenüber Juden Vorurteile haben, diese traditionsgemäß pflegen sollen.

Aus Sicht vieler Deutscher sind die Juden angeblich immer schuld: Ohne Juden wäre der Holocaust unmöglich gewesen.

Für Martin Walser hätte die sogenannte Normalität wohl darin bestanden, dass man statt des Berliner Holocaust-Denkmals, das er als „fußballfeldgroßen Alptraum“ bezeichnete, im ehemaligen KZ Auschwitz einen Vergnügungspark erschafft.

Wenn Marcel Reich-Ranicki noch lebte, dann wäre es wegen des Todes Martin Walsers spätestens jetzt Zeit für das Buch „Tod eines überschätzten Schriftstellers“.

Die Vorurteile gegenüber Juden leben indes weiter. Und das nicht wegen Benjamin Netanjahus’ Justizreform: Der Ministerpräsident Israels versucht derzeit ein Gesetz durchzusetzen, wonach das Oberste Gericht in Israel fortan nicht mehr die Möglichkeit hat, Regierungsentscheidungen als „unangemessen“ einzustufen und außer Kraft zu setzen.

Das Oberste Gericht kann demzufolge zum Beispiel nicht mehr bei Korruptionsfällen einschreiten. Aus Netanjahus‘ Sicht ist das plausibel: Auf dem Gebiet der Korruption ist er derart kompetent, dass es dazu keiner Kompetenz eines Gerichts bedarf.

Benjamin Netanjahu wurde vor einigen Tagen ein Herzschrittmacher eingesetzt – Benjamin Netanjahu einen Herzschrittmacher einzusetzen ist so, als kaufte man einem Wal Laufschuhe.

So, wie es im vegetativen Nervensystem jedes Menschen einen Sympathikus gibt, gibt es in der Regierung jedes Landes einen Unsympathikus. 

Für die Deutschen, die ohnehin Vorurteile gegenüber Juden haben, ist Benjamin Netanjahus‘ Justizreform ein willkommener Vorwand für ihren Antisemitismus. Viele Menschen in Deutschland leben nach dem Motto: Der da ist schlecht – ein Grund wird sich finden.

Nun, da Martin Walser gestorben ist und seine langweiligen Ausführungen nicht mehr die Gehirne vieler Menschen lahmlegen, sollten mehr Menschen die für sie als normal geltenden Vorurteile und Diskriminierungen so schnell wie möglich hinter sich lassen.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Blog

Diesen Betrag teilen:

Facebook Twitter
Abonnieren
Zurück