Nicht geehrte Bundesregierung, das Coronavirus ist ein ernstzunehmendes Problem, und sinnvolle Maßnahmen zum Schutz der Menschen sind ebenso berechtigt wie selbstverständlich.
Nicht sinnvoll sind allerdings Maßnahmen, die vor allem die Kulturbranche treffen, obwohl diese Branche mit den rasant steigenden Infektionszahlen nachweislich nichts zu tun hat.
Theater, Kabaretts, Opern- und Konzerthäuser haben optimale Hygienekonzepte entwickelt und umgesetzt, während anderenorts weiterhin ein enthemmtes Gedränge herrscht, wogegen sich sogar eine Darkroom-Orgie in einem Swingerclub wie eine Meditationsstunde in einem buddhistischen Mönchsorden ausnimmt.
Die meisten Künstler* und Kulturschaffenden haben sich auch nicht mit Verschwörungsschwurblern gemeingemacht, sondern über die Veranstaltungen hinaus an die Vernunft der Menschen appelliert.
(*Michael Wendler ist kein Künstler – ihn gibt es nur deshalb, weil schließlich irgendjemand im Supermarkt die Halloween-Kürbisse hohlsingen muss.)
Für die Künstler und Kulturschaffenden hilfreich ist auch nicht generell der Beschluss, wonach sie für den (fortwährenden) Verdienstausfall im November dieses Jahres 75 Prozent ihres Einkommens im November letzten Jahres erhalten sollen.
Nehmen wir als Beispiel – rein hypothetisch (Zwinkersmiley) – einen in Berlin lebenden, freien Autor, der für Kabarettisten, Comedians, Kabarett-Ensembles und andere Sprösslinge der Bühnenflora Texte schreibt und der im letzten Jahr sehr gut verdient hat, aber ausgerechnet im November kein Einkommen hatte, weil die Festhonorare und Tantiemen in den anderen Monaten gezahlt wurden.
75 Prozent von 0,00 ist arg wenig. Da dies in gleicher oder ähnlicher Weise gewiss auch für andere Künstler und Kulturschaffende zutreffen wird, wäre es angebracht, wenn der Verdienstausgleich einen bestimmten Prozentsatz des durchschnittlichen Jahreseinkommens beträgt.
Und solange, Bundesregierung, auch in dieser Zeit Lobbyisten-Treffen im Rektum Julia Klöckners möglich sind und sogar AfD-Politiker als Dummheits-Superspreader im Bundestag auftreten dürfen, solange ist ein angemessenes Auskommen für die Kulturbranche erst recht möglich.