Die Corona-Pandemie ist ein Problem; Vorurteile und Klischees sind ein noch größeres: Trotz der Tatsache, dass sich während der Corona-Pandemie der Mangel an Blutspenden verschärft hat und Blutspendedienste die Menschen in Deutschland um Unterstützung bitten, dürfen homosexuelle Männer immer noch nicht Blut spenden (es sei denn, sie haben 12 Monate vor der Blutspende nachweislich enthaltsam gelebt).
Hinter dieser Regelung verbirgt sich das bei vielen Menschen mit einem Faustkeil ins Stammhirn eingravierte Klischee, wonach homosexuelle Männer alle zu einer Kerbe in ihrer Libido machen würden, die nicht entweder wegen eines doppelten X-Chromosoms oder wegen mit offener Brustbehaarung demonstrativ gezeigter Heterosexualität vor ihnen sicher sind.
Der Umstand, dass Menschen mehr wegen ihrer sexuellen Orientierung und weniger wegen ihrer Lebensweise in Risikogruppen eingeteilt werden, verkennt die Realität. So manche derjenigen, denen homofeindliche Einstellungen innewohnen, haben das gleiche Hygiene-Niveau wie eine öffentliche Toilette in Duisburg-Marxloh, profitieren auf dem Straßenstrich in Thailand vom Stammkundenbonus und verlustieren sich in ihrem Urlaub auf Borneo gern auch mal abseits des menschlichen Genoms.
Durch die zusätzlichen Blutspenden homosexueller Männer ließe sich der bestehende Mangel zwar nicht vollauf beheben, aber zumindest abmildern.
Der Schutz der Blutspende-Empfänger lässt sich – wie in anderen Ländern – durch entsprechende Tests sowie eine Frist von vier Monaten gewährleisten.
Und hinsichtlich einer humanistischen, mithin diskriminierungsfreien Gesellschaft ist es ein Gebot, dass homosexuelle Männer das gleiche Recht zum Blutspenden haben müssen wie alle anderen.