Der Prozess gegen die führenden Wirrköpfe der Reichsbürger, die einen Sturm auf den Bundestag und einen Umsturz geplant hatten, hat gestern in Frankfurt am Main begonnen. Hans-Otto Sieg, einer der Anwälte der Angeklagten, erbrachte gleich zu Beginn den Beweis, dass die Dummheit der Reichsbürger und deren Unterstützer die menschliche Intelligenz strafwürdig beleidigt.
Hintergrund ist, dass die Reichsbürger um Heinrich XIII. Prinz Reuß glauben, ein sogenannter Deep State würde angeblich auch Deutschland regieren und zudem in Untergrund-Einrichtungen Kinder umbringen, um aus deren Blut ein Verjüngungselixier zu gewinnen. Dieses Verschwörungsgeschwurbel der Reichsbürger erklärt auch, warum die Anklageschrift der Bundesanwaltschaft 617 Seiten umfasst – so viel Irrsinn findet man sonst nur in den Büchern Eva Hermans.
In den Köpfen der Reichsbürger existiert aber auch eine sogenannte Allianz, die den vermeintlichen Deep State bekämpft. Der Hohlraum in den Köpfen der Reichsbürger bietet reichlich Platz für solche Verschwörungsmythen.
Die Reichsbürger wollten sich dieser angeblichen Allianz anschließen und warteten darauf, dass diese ein Signal für den „Tag X“ gibt, wonach auch der Sturm auf den Bundestag sowie der Umsturz stattfinden sollten. 382 Schusswaffen, 347 Hieb- und Stichwaffen, etwa 500 weitere Waffen und 148.000 Munitionsteile hatte die Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß dafür gehortet.
Laut der Erwartung der Reichsbürger musste also ein Signal für den „Tag X“ her; und das war in ihren Augen der Tod der britischen Königin Elisabeth II. Dem schwedischen Naturforscher Carl von Linné, der der Menschheit so naiv wie pauschal den Gattungsnamen Homo sapiens – also „weiser, vernünftiger Mensch“ – gab, muss man zugutehalten, dass er Heinrich XIII. Prinz Reuß und die anderen Reichsbürger nicht kannte.
Unmittelbar nach dem Tod der Königin Elisabeth II. versammelte sich die Führungsriege der Gruppe in einer Wohnung in Neustetten (Baden-Württemberg) und harrte dort des von der vermeintlichen Allianz geführten Gegenschlags, der in ihrer Wahnwelt mit einem deutschlandweiten Stromausfall beginnen sollte. Einen Blackout gab es jedoch nur bei allen Denkversuchen der Reichsbürger.
Und vor diesem Hintergrund äußerte der Strafverteidiger Hans-Otto Sieg, die Pläne der Angeklagten würden voraussetzen, dass die vermeintliche Allianz in Deutschland einen Umsturz herbeiführe. Da diese Allianz aber nicht existiere, sei es auch ausgeschlossen, dass es zu einem Sturm auf den Bundestag mit möglichen Toten und Verletzten
kommen könne.
Die Scheinlogik dieser Aussage muss man sich vor Augen führen: Eine Gruppe von Reichsbürgern, in deren Wahnvorstellungen ein nichtexistierender Deep State angeblich Länder wie Deutschland regiert und Kinder umbringt sowie eine ebenfalls nichtexistierende Allianz am „Tag X“ angeblich mit dem Gegenschlag beginnen wird, plant einen Sturm auf den Bundestag und darüber hinaus den Umsturz des politischen Systems in Deutschland, deutet den Tod der britischen Königin Elisabeth II. völlig willkürlich als einen Hinweis auf den bevorstehenden „Tag X“, möchte an diesem Tag unter anderem etwa 270 sogenannte Heimatschutzkompanien aktivieren, die nach akribisch erstellten Feindeslisten Politiker, Richter und Polizisten umbringen sollen, hortet für all das Waffen wie AfD-Politiker Maximilian Krah Punkte bei einem Idiotentest – und nur, weil die Allianz nicht existiert, soll von diesen Reichsbürgern angeblich keine Gefahr ausgehen und die Anklage somit unbegründet sein.
Für den Prozess gegen die Führungsgruppe der Reichsbürger um Heinrich XIII. Prinz Reuß wurde in Frankfurt am Main extra eine Halle aus Metall errichtet. Wenn die Richter das angemessene Strafmaß verkündet haben werden, kann man diese Reichsbürger und deren Unterstützer für die Dauer der festgelegten Inhaftierung in dieser Halle lassen und daraus somit eine Art Metallkammer für Hohlsteine machen.
(Mehr zu diesem Thema gibt es unter anderem im Blog-Beitrag vom 30.04.2024.)