Gunnar Schade – Satire-Blog Über Gunnar Schade

22.08.2022

Heidi Klum ist derzeit wohl der glücklichste Mensch. Seit diesem Sommer ist sie nicht mehr die schlimmste Dürre aller Zeiten.

Im Lake Mead, einem Stausee in Nevada, ist wegen der anhaltenden Dürre der Wasserpegel derart gesunken, dass man mehrere Leichen gefunden hat, die unter anderem Opfer der Glücksspiel-Mafia sein könnten. An den nächsten Fridays-for-Future-Demonstrationen beteiligt sich auch die Mafia.

Flüsse wie Rhein und Loire sind so ausgetrocknet, dass dort die letzten Fische Wüstenpolo spielen.

Bei den bisherigen Waldbränden dieses Jahres sind allein in Europa 660.000 Hektar Wald verbrannt, so dass viele Deutsche wegen des Verschwindens der von ihnen dort hinterlassenen Müllberge um den Verlust dieser einzigartigen Berglandschaft trauern.

Es gibt aber auch Grund zur Hoffnung: Die derzeitigen Überschwemmungen in vielen Teilen Deutschlands bewahren die Menschen dort einstweilen vor weiteren Waldbränden.

Erst jetzt erkennen mehr Menschen, dass es den Klimawandel tatsächlich gibt. So wie viele Menschen erst wegen der eingeschränkten Energieversorgung erkennen, dass sie Energie sparen sollten.

Die ärmeren Menschen in Deutschland tun das natürlich schon lange; und deswegen müssen die Energiespartipps der Politiker auf sie wirken wie der Tipp an einen Obdachlosen, er solle weniger Geld für sein Haus ausgeben.

Bei den vielen Durchschnittsverdienern zeigt sich wieder einmal, dass die meisten Menschen erst umdenken, wenn sie von einem Problem selbst betroffen sind. Erst aus Angst, bald zum Gasrechnungs-Prekariat zu gehören, möchten sie Energie sparen; und es mangelt nicht an Ratschlägen von Politikern, die bisher selbst kein Vorbild waren.

Etliche Politikerinnen und Politiker haben mit ihren Bemerkungen, welche Duschgewohnheiten sie nun praktizieren, in den Köpfen vieler Menschen Bilder erzeugt, deretwegen es die Menschen auch im Winter nicht vor Kälte schüttelt.

Winfried Kretschmann, Ministerpräsident Baden-Württembergs, hat zum Verwenden eines Waschlappens geraten – und nun fragen sich viele Menschen in Deutschland, wie sie an Christian Lindner kämen.

Zahlreiche Menschen haben hingegen eigene Ideen: Sie scheinen ihre Energieversorgung zu sichern wollen, indem sie sich beim Verfassen von Hasskommentaren im Internet derart aufregen, dass sie auch noch im Winter auf 180 sind.

Apropos Aufregung: Viele Menschen empören sich derzeit über das Video, das die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin beim Tanzen zeigt. Diese Empörung ist unangebracht; Sanna Marin demonstriert nur eine kostenlose und entspannte Form des Aufwärmens.

Und eine Landeschefin, die auf einer Party tanzt, ist besser als ein Landeschef, der sich vor einem Untersuchungsausschuss dummstellt.

Die ungerechte Vermögensverteilung in Deutschland führt zu sehr unterschiedlichem Umgang mit der Energieknappheit: Während die reichen Menschen Deutschlands nur noch in Champagner baden, verwenden die ärmeren Menschen nun altes Badewasser zum Kochen.

Die Reichen und die Durchschnittsverdiener hingegen hätten schon aus Rücksicht auf die Natur und die nachfolgenden Generationen sparsamer mit den Ressourcen umgehen sollen. Dass die meisten Menschen in den reicheren Ländern mit den Ressourcen rücksichtsvoller hätten umgehen müssen, ist schon darin begründet, dass sie die meisten Ressourcen verbrauchen. Der ökologische Fußabdruck der meisten Menschen in den reicheren Ländern unterscheidet sich von dem der meisten Menschen in den ärmeren Ländern genauso sehr wie der Fußabdruck eines Brontosaurus und der eines Marienkäfers.

Doch anstatt rechtzeitig den Konsum einzuschränken und Energie zu sparen, ist das Umdenken bei vielen Deutschen erst eingetreten, seitdem es in Deutschland nur noch zwei Jahreszeiten gibt: Waldbrand und Gasmangel.

Ein Großteil der Menschen gleicht einem Autofahrer, der wegen seiner rasanten Fahrweise früher oder später eine Katastrophe verursachen wird und sich trotz aller Warnungen sagt: „Aber die Autositze sind so bequem.“

Und:

„Seitdem man mich vor etwa dreißig Jahren zum ersten Mal gewarnt hat, ich werde bei gleichbleibend rasanter Fahrweise in etwa dreißig Jahren eine Katastrophe verursachen, ist auch nichts passiert.“

Und:

„Warum soll ich an die nachfolgenden Generationen denken? Die nachfolgenden Generationen denken doch auch nicht an mich!“

Man findet an jedem Obstbäumchen mehr reife Exemplare als in einer Schar Menschen.

Viele Menschen möchten nicht auf Dinge verzichten, die sie meist überhaupt nicht brauchen.

Anstatt aufs Fahrrad oder auf Öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, fahren viele Deutsche lieber erst mal weiter mit dem SUV durch ihren Ort – und später mit einem Floß.

Ein Sprichwort lautet: Aus Schaden wird man klug.

Dieses Sprichwort sollte besser lauten: Aus Klugheit wird man einem Schaden vorbeugen.

Man man muss nicht erst mit einem Auto gegen einen Baum fahren, um zu erkennen, dass man sich nicht betrunken ans Steuer setzen, sondern stattdessen bis zum Ausnüchtern weiter nackt auf dem Bürotisch inmitten der Firmenweihnachtsfeier hätte tanzen sollen.

Und es muss nicht erst zu einer Atomkatastrophe kommen, damit die Menschen nach dem GAU in ihrem Land verstehen, dass ein Gauland nur Nachteile bringt.

Die Bilder, die das „James-Webb“-Weltraumteleskop liefert und die Rückschlüsse auf die bis zu 13,8 Milliarden Jahre zurückliegende Vergangenheit gewähren, sind faszinierend. Genauso wichtig ist es, dass die Menschen fortan vorausschauend in die Zukunft blicken.

(Mehr zu diesem Thema gibt es unter anderem in den Blog-Beiträgen vom 30.10.2021, 27.08.2021,  22.08.2020 und 08.08.2018).

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