Gunnar Schade – Satire-Blog Über Gunnar Schade

19.03.2023

Infolge der Klimaerwärmung schmelzen auch die Gletscher in der Antarktis – die Pinguine planen bereits ihre erste Saison im Beachvolleyball.

Viele Menschen in Europa behaupten mit Blick auf Afrika, die steigende Zahl der Menschen auf der Welt wäre schuld am Klimawandel. Verursacht wird der Klimawandel jedoch nicht von der steigenden Zahl der Menschen, sondern von dem steigenden CO2-Ausstoß eines Teils der Menschen. Und diejenigen mit dem weitaus größeren CO2-Ausstoß sind nicht die Menschen in Afrika, die klimaneutral zig Kilometer zum nächsten Wasserloch laufen und vor einem leeren Teller verhungern, sondern unter anderem die meisten Menschen in Europa, die über zig Kontinente zum nächsten Besäufnis fliegen und zur Beilage für ihr tägliches Schnitzel zwischen Kalbs- und Schweinsbraten wählen.

Und auch in Europa sind es die reichen Menschen, die das meiste CO2 ausstoßen. Während sich Menschen, die für die Gesellschaft relevante Arbeiten verrichten, oft nur entlang der Armutsgrenze bewegen, pendeln reiche Menschen zwischen Yachtausflug und Steueroasen.

Die reichen Menschen irren sich jedoch in der Annahme, sie wären von den Folgen des Klimawandels nicht betroffen, weil sie auf einem hohen Berg von Dividenden sitzen.

Und Wirtschaftsbosse täuschen sich in der Ansicht, die Luftverschmutzung beträfe sie nicht, weil sie wegen ihrer Lobbyarbeit im Enddarm der Bundestagsabgeordneten stecken.

Aber nicht nur für die reichen Menschen ist Konsum zur Ersatzreligion geworden. Werbung für Antifaltencreme beseelt die meisten Menschen mehr als die christliche Theorie der Dreifaltigkeit.

Sonderangebote beachten die meisten Menschen mehr als die Zehn Gebote.

Und anstatt dass jemand ihnen Wasser predigt und Wein trinkt, mögen es viele Menschen lieber, dass jemand ihnen fair gehandelte Produkte verspricht und Billigwaren aus Kinderarbeit verkauft.

Dass viele Menschen ihre empathiefreie innere Leere mit Restposten statt mit Religion zu füllen versuchen, liegt nicht nur daran, dass sogar die Werbeversprechen der Hersteller mehr Wahrheitsgehalt haben als die Glaubenslehren der Kirchen. Das Kinderparadies in einer IKEA-Filiale verlassen Kinder merklich glücklicher als den Ministrantenunterricht in der katholischen Kirche.

Mit ihrer konsumfixierten Lebensweise beschleunigen viele Menschen den Klimawandel und das Zerstören der Natur. Die meisten Menschen in den reichen Ländern sollten ihren Ressourcenverbrauch auf ein bestimmtes Maß reduzieren – dergestalt, dass dieses Maß an Ressourcen zum einen allen Menschen auf der Welt zur Verfügung gestellt werden kann und die Gesamtheit dieser Ressourcen zum anderen die natürlichen Ressourcen der Erde nicht übersteigt.

Viele Menschen befürchten, dass die notwendige Reduzierung durch Verbote bewirkt werden soll. Diese Menschen sind zweifellos für Verbote, denen zufolge niemand ihr Haus oder ihr Auto zerstören darf; aber sie sind gegen Verbote, denen zufolge niemand ihre Lebensgrundlage zerstören darf.

Das notwendige Reduzieren des Ressourcenverbrauchs kann zudem ohne Verbote erreicht werden: Die beste Lösung bestünde darin, dass die Menschen ihren Ressourcenverbrauch aus Eigenmotivation senken. Verbote und Vorgaben sind überflüssig, wenn Menschen vernunftgeleitet handeln. Innere Führung braucht keine angebliche „Öko-Diktatur“.

In den 1970er Jahren, also in der Zeit vor dem drastisch ansteigenden Konsum, ging es den Menschen in den reichen Ländern nicht schlechter als heutzutage. Die Menschen besaßen genügend Kleidung – unabhängig davon, dass in den 1970er Jahren viele Menschen aussahen, als hätten sie sich nachts volltrunken in einem Altkleidercontainer angezogen.

Wenn etwas kaputtging, dann wurde es repariert. Das galt nicht nur für Gegenstände und technische Geräte, sondern auch für Ehen – damals entledigten sich die Menschen auch nicht ihres Ehepartners nach Ablauf dessen Mindesthaltbarkeitsdatums.

Menschen, die sich gegenübersaßen, konnten sich miteinander verständigen, ohne dafür ein Smartphone zu benutzen.

(Nicht der technische Fortschritt in den letzten Jahrzehnten ist kritikwürdig, sondern der mangelnde Fortschritt bei dessen sinnvoller Nutzung.)

Den meisten Menschen in den reichen Ländern ginge es nicht schlechter, wenn sie weniger materielle Dinge besäßen und ihr Glück nicht von ihrem Konsum abhängig gemacht hätten. Diejenigen, die gegen das Reduzieren des Ressourcenverbrauchs sind, sollten sich bewusstmachen, dass es wegen ihrer Lebensweise bald ein Reduktionsgebot geben wird, und zwar von der Natur. Die Natur wird in absehbarer Zeit sagen: „Wisst Ihr was, Ihr Trollos?! Seit Jahrtausenden versorge ich Euch mit allem, was Ihr braucht; und zum Dank demoliert Ihr mich, dass ich aussehe wie ein All-you-can-eat-Buffet nach einer Horde Pauschaltouristen! Fortan bekommt Ihr von mir hauptsächlich Hochwasser und Hitzewellen!“

Was die Menschheit dringend braucht, ist Verteilungsgerechtigkeit. Der einzig richtige Schritt bestünde darin, dass die Menschen, die hinsichtlich materieller Dinge derzeit zu viel haben, ihren Ressourcenverbrauch freiwillig in dem Maß reduzieren, dass die Menschen, die hinsichtlich materieller Dinge derzeit zu wenig haben, fortan über genauso viele Ressourcen verfügen.

Die Menschen in den reichen Ländern würden sofort zustimmen, wenn sie die benachteiligten Menschen wären. Diejenigen, die am vehementesten für Verteilungsgerechtigkeit einträten, wenn sie in Afrika geboren worden wären und unter den dort bestehenden Verhältnissen leben müssten, wären die AfD-Politiker.

(Mehr zu diesem Thema gibt es unter anderem in den Blog-Beiträgen vom 30.12.2022, 07.12.2022, 22.08.2022 und 01.08.2021.)

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Blog

Diesen Betrag teilen:

Facebook Twitter
Abonnieren
Zurück